Liebe Gemeinde!
Wenn ein neuer Pfarrer kommt, gibt es gleich ein paar Fragen. Zuerst können Sie mein Bild sehen. Dazu gehört:
Ich bin 58 Jahre alt und seit 1991 im Dienst bei der Landeskirche.
Ich habe aber auch ein Leben. Davon will ich nun ein wenig erzählen. Später werden Sie mehr erfahren, bei den Besuchen und im Gottesdienst. Die letzten zwei Jahre habe ich, Pfarrer Dr. Holger Forssman, die Gemeinde in Buch am Wald/ Gastenfelden/ Hagenau vertreten. Die nähere Gegend habe ich also schon ein wenig kennen gelernt. Schön ist es hier mit der Landschaft und der guten Luft, aber auch der langen Geschichte der evangelischen Gemeinden. Mit meiner Frau Eva Forssman bin ich im September 2020 nach Leutershausen gezogen. Sie hat dort eine feste Stelle bekommen, vorher haben wir unsere Pfarrstellen immer geteilt. Ich bin nicht gesund. Sie hatte schon vorher so gearbeitet, dass klar war: Es wurde Zeit, dass sie eine ganze Stelle bekommt. Nun erleben wir beide spannende neue Erfahrungen. Sie arbeitet mit einer ganzen Stelle in Leutershausen. Ich darf mit meiner dreiviertel Stelle andere Gemeinden vertreten.
Und nun der Reihe nach: Eva und ich haben uns im ersten Semester in Erlangen kennen gelernt. Im fünften Semester (1986) haben wir bereits geheiratet. Unser Sohn kam 1987 auf die Welt. Seine Geburt hat dem Studium nicht geschadet. Wir haben viel klarer studiert als andere. Auch unser 1. Examen haben wir gleichzeitig gemacht. In dieser Zeit war Eva wieder schwanger. Ich war in Regensburg im Vikariat von 1991-1993 während meine Frau bei den ersten beiden Kindern zuhause war. Sie war dann in Tennenlohe, einem Vorort von Erlangen, von 1993-1996 und ich war der „Hausmann“. Anschließend teilten wir uns die erste Stelle in Bruck, einem weiteren Vorort von Erlangen. Das war gut für uns. Unsere drei Kinder kamen alle in Erlangen auf die Welt. Julius schon 1987 während unseres Studiums. Sophia kam 1991 auf die Welt und Louise 1997, ein Jahr nach unserem Beginn auf der ersten Pfarrstelle. Schön war, dass meine Eltern in Erlangen wohnten. Wenn ich also gefragt werde, wo ich herkomme, sage ich: Ich komme aus Erlangen. Ganz wahr ist das nicht. Es gehörten für meine Familie elf Jahre in der Schweiz und fünf weitere Jahre in Marburg an der Lahn. Während ich dort meinen Zivildienst beim Roten Kreuz machte, zogen meine Eltern mit dem jüngsten Bruder wieder nach Erlangen, wo mein Vater die Professur seines Lehrers übernahm. Mein mittlerer Bruder war da schon zur Ausbildung in Bamberg.
Wenn man mich fragt, in wie vielen Wohnungen ich schon gelebt habe, sage ich fünfzehn. Acht in der Kindheit und Jugend. Sieben sind es inzwischen mit meiner Frau. Die bisher längsten Zeiten waren unsere Pfarrwohnungen in Erlangen-Bruck (bis 2007) und in München (bis 2020). Die meisten Wohnungen waren für mich in Erlangen. Es ist eine angenehme Stadt mit viel Offenheit in alle Richtungen. Heimat heißt für mich: Das innere Zu-Hause-Sein. Ich musste mich dort nie wegen meiner Sprache oder meiner Religion rechtfertigen.
Warum habe ich evangelische Theologie studiert? Ein erster Grund als jugendlicher Anfänger war die Sicherheit, dass Theologie mir niemals langweilig wird. Das stimmt. Aber e s kam bald schon mehr dazu: Ich wollte gerne Pfarrer werden. Das ist ein besonderer Beruf, der trotz des Studiums mit Liebe zu den Menschen zu tun hat. Da habe ich nach wie vor ganz viel zu lernen. Denn die Liebe kommt von Gott. Je älter ich werde, desto kindlicher werde ich im Blick auf Gott. Immer offener wird mein Herz für die bunte und widersprüchliche Welt. Gott hat Platz für uns alle, und er geht mit uns um wie ein guter Hirte mit seinen Schafen. Von mir aus auf der „Guten Seite“ zu stehen, das macht die anderen zu den „Bösen“. So einfach ist es schon lange nicht mehr. Ich brauche Gott so dringend. Ich spreche nicht zu anderen, weil ich Gott so gut verstehe, sondern weil Gott es möchte. Die Bibel ist mir ein Buch der Wunder geworden.
Vielleicht hat es auch mit meinen Krankheiten zu tun. „Stark“ und „Sicher“ bin ich mir schon lange nicht mehr. Auch dafür ist es gut, mit einer Gemeinde zu leben. Die anderen Mitglieder sind mir alle wichtig zum gemeinsamen Singen und Beten, zum Gespräch und zum Streit und zum Hören und Lernen.
Ob das gelingt mit der Gemeinde zu leben und zugleich rund dreißig Kilometer entfernt zu wohnen? Wir werden sehen.